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Beschreibung von Paul Stierle

Wertschätzung des Reußensteins im 19. und 20. Jahrhundert

BurgwieseK

Die vor der Ruine glegene Burgwiese mit Grillstelle

Ein hochgeschätztes Wanderziel ist die Burgruine Reußenstein seit jeher gewesen. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben drei Dichter vom "Schwäbischen Dichterkreis" die romantische Ruine kennen und lieben gelernt. Als Eduard Mörike im Jahr 1832 Pfarrverweser in Ochsenwang war, machte er eine Wanderung nach der "herrlichen Reußensteiner Ruine im Neidlinger Thal". In einem Brief berichtet er, dass er dort einen "großen Anblick hatte". Der Dichter Gustav Schwab, ein forschender Wanderer auf der Alb und guter Kenner ihrer Burgen, rühmt im Jahr 1823 in seinem Buch "Die Neckarseite der Schwäbischen Alb" die herrlichen Felsen des Reußensteins, die wie Kristalle aus dem Wald hoch aufsprießen und sagt von den Ruinen des Felsennestes, dass sie sich an Masse und Gestalt mit manchen des Neckar- und Rheintales messen dürfen. Weithin bekannt wurde der Reußenstein durch die Erzählung der Sage vom "Bau des Reußensteins" von dem Dichter Wilhelm Hauff (1802 - 1827).
Im 20. Jahrhundert war der Dichter Hans Reyhing oft auf dem Reußenstein und nach dem, was er über ihn geschrieben hat, gehört er zu eingeweihten Liebhabern der Burgruine. Gleich ihm haben empfindungsfähige Besucher immer wieder etwas von der melancholischen Stimmung beim Anblick der geborstenen Reste einer mittelalterlichen Burg erlebt, die ihnen die Hinfälligkeit alles irdischen Seins und das ewige Werden und Vergehen ins Herz prägten.

Und doch, "wo man hoch überm Wald, fern vom Gewühl, die reinen Lüfte trinkt", da vermag "das Meer von Licht und Sonne" zu dem anderen Dichterwort zu führen: "Trinkt, oh Augen, was die Wimper hält, von dem goldnen Überfluss der Welt!"Wenn auch den Dichtern die erste Stelle in der Aufzählung der Verehrer des Reußensteins gebührt, so freuen sich die alten Liebhaber nicht minder über die vielen lobenden Erwähnungen der Burg in der Fachliteratur im Gebiet der Lokal und Kunstgeschichte, Landes und Burgenkunde. Vor etwa 100 Jahren (1800) traf ein Buch über die Schwäbische Alb den Nagel auf den Kopf, indem es schrieb: "Die Ruinen der Burg Reußenstein gehören zu den schönsten und großartigsten auf der ganzen Alb."

Und freuen kann man sich auch über die Begeisterung der Zeichner und Maler, die seit der Zeit der Romantik das eindrucksvolle Landschaftsbild des Reußensteins künstlerisch gestaltet haben. Der Kenner wird es vor allem hoch anschlagen, dass bei diesen Künstlern die Namen Seyffer (1815), Fries (1825), Kolb (1827) und Mayer (1838) zu finden sind. Ihre Werke sind neben anderen von der Landesbibliothek und der Staatsgalerie in einer besonderen Mappe "Reußenstein" gesammelt worden.
Natürlich hat auch später und heute noch das einzigartige Landschaftsmotiv "Reußenstein" viele Kunstausübende aller Rangstufen angeregt, Gemaltes und Gezeichnetes zu erzeugen, wobei die hochwertigen Fotos der Lichtbildner nicht vergessen werden dürfen.
Man ist erstaunt, wie häufig man heute gute farbige und schwarz-weiße Aufnahmen vom Reußenstein in Prospekten, Kalendern, Postkarten und Büchern antrifft. Sogar der bekannteste "Albführer" zeigt ihn auf dem Buchumschlag.

H-R

Blick aus der Heimeinstein-Höhle auf denReußenenstein

Sie alle legen ein gutes Wort ein zum Besuch eines immer wertvollen Wanderziels, das bei jeder Naturstimmung in jeder Jahreszeit, besonders aber in nächtlicher, geheimnisträchtiger Stille, ein Erlebnis schenken kann.Was in den letzten hundert Jahren die Heimatpresse an begeisterten Lobesworten über den Reußenstein aufzuweisen hat, das sollte nicht nur als übertriebener Lokalpatriotismus gestempelt werden; die Schönheit des Reußensteins ist allgemein gültig, denn was hier Natur und Menschenhand mit Fels, Wald, Tal, Berg und einem ehrwürdigen Zeugen vergangener Zeiten geschaffen hat, das ist ein wahres Kleinod. Wer dies schon erkannt hat, dem kann es als Genugtuung gelten, wenn er durch die vorausgehende Zusammenstellung der Verehrer des Reußensteins das Gefühl haben darf, dass er sich in der besten Gesellschaft seit über 100 Jahren befindet.

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